Jagen - seit Urzeiten eine Tätigkeit der Menschen - hat sich über Jahrhunderte zu einer eigenen Kultur entwickelt. Daraus ist ein Brauchtum entstanden, das als Sitte und Gewohnheit einer Gemeinschaft auch heute angemessen zu pflegen ist.

 

Jägersprache
Wo immer sinnvoll, verwenden wir die Jägersprache, die älteste Fach- und Sondersprache. Sie soll weder gekünstelt noch überspitzt wirken. So sind bei uns etwa gängig (alphabetisch):

abblasen

Signal zum Ende des Treibens

abführen

Hund abrichten

abwerfen

Abstossen des Geweihs

Afterklaue

nach rückwärts stehende Klaue oberhalb des Fesselgelenkes

anschneiden

totes Wild wird von Raubwild oder Hund angefressen

äsen

Nahrungsaufnahme des Wildes

Aser

Mittagessen am Feuer

Bache

weibliches Stück Schwarzwild ab dem 3.Lebensjahr

Balg

Fell des Haarraubwildes (außer Dachs)

brav

gut, stark

Brunft

Begattungszeit beim Schalenwild

Decke

Haut des Hundes und allen Schalenwildes außer Schwarzwild

Einstand

Aufenthaltsort der Rehe

Ende

Sprosse am Geweih und Gehörn

Fähe

Weibchen aller Raubwildarten beim Niederwild

fehlen

vorbeischiessen

Gesäuge

Zitzen beim Haarwild und Hund

Haupt

Kopf von Schalenwild ausser Schwarzwild

Jährling

einjähriger Rehbock

kapital

ungewöhnlich stark

Kirrung

Lockfütterung

Klagen

Lautäußerung aus Angst oder Schmerz

Lecker

Zunge des Schalenwildes ausser Schwarzwild

Licht

Augen des Schalenwildes

Losung

Kot des Wildes

Lunte

Schwanz bei Fuchs und Marder

nässen

Wild und Hund harnen

Perücke

krankhafte Wucherung des Gehörns infolge Kurzwildbretverletzung

Riss

von Raubwild oder Hund getötetes Tier

Röhre

Gänge von Fuchs und Dachs

Rosenstock

Stirnzapfen

Schalen

Hufe des Schalenwildes

schlegeln

letztes Bewegen der Läufe

schnallen

Hund vom Riemen lösen

Schnitthaar

Haar vom Schalenwild bei Auftreffen des Geschosses abgetrennt

Schüsseltreiben

Nachtessen nach der Treibjagd

Schwarte

Haut von Schwarzwild und Dachs

Schweiss

Blut von Wild

setzen

Gebären von Schalenwild ausser Schwarzwild

Seher

Augen von Haarraubwild, Hasen, Kaninchen und Murmeltier

Sprung

mindestens 3 Stück Rehwild vereint

Teller

Ohren des Schwarzwildes

Träger

Hals bei Reh und Hirsch

Trittsiegel

Tritt von Schalenwild

verbeissen

abbeissen junger Pflanzentriebe

verfärben

Schalenwild wechselt die Haare

verhoffen

stehen bleiben um zu sichern

zeichnen

Wild reagiert auf Schussverletzung

 

Jagdliche Bekleidung
Zu Zusammenkünften und festlichen Anlässen tragen wir jagdliche Bekleidung mit Krawatte oder Binder und einen Hut. Jacke und Hose sind grün. Als Zeichen der Anteilnahme tragen wir zu Trauerfeiern am Hut den Trauerbruch mit der Unterseite nach aussen.


Zur Jagd wird dem Wetter entsprechende Arbeitskleidung getragen. Zur Sicherheit ist bei Treibjagden zudem eine orangefarbene Sicherheitsweste oder ein Hutband aufzusetzen. Der anlässlich der „Strecke legen“ feierlich überreichte Erlegerbruch wird mit der Oberseite nach aussen auf den Hut gesteckt.

 

Jagdhornblasen
Spontan ist aus der Jagdgesellschaft eine kleine Bläsergruppe hervorgegangen. Fünf Fürst-Pless- und zwei Parforcehörner bilden derzeit die Besetzung. Die Gruppe tritt ausschliesslich bei internen Gesellschaftsanlässen auf. Kleine Darbietungen mit einfachen Märschen und Fanfaren umrahmen die Hauptversammlung, Versammlungen, Geburtstage und Festanlässe.

Vor allem wollen wir den Jagdhornbläserbrauch anlässlich unserer Treibjagden pflegen. Mit den uralten Signalen sollen die Jagdtage begleitet sein. So beginnt unser Jagdtag mit der „Begrüssung“ und dem „Aufbruch zur Jagd“; der Aser wird eröffnet mit „Zum Aser“; beim Strecke legen und Erlegerbruchverteilen werden die entsprechenden Totsignale geblasen – das heisst, die Strecke wird verblasen. Den Jagdtag beenden wir mit „Auf Wiedersehn“ und „Jagd vorbei“ mit „Halali“.

 

Treibjagd
Wir legen Wert auf stilvolle Jagdtage. Jäger, Treiber und Jagdhunde bilden eine Einheit. Sie verbringen gemeinsam einen Tag des Weidwerks. Das Prozedere, im Abschnitt Jagdhornblasen beschrieben, dokumentiert die Absicht, dass wir nicht nur zum technischen Teil des Jagens zusammenkommen. Die Form soll den Dank für den schönen Jagdtag ausdrücken und die Ehre gegenüber den Tieren bezeugen. Das anschliessende Schüsseltreiben dient der Pflege der Kameradschaft und gibt Gelegenheit, Reminiszenzen auszutauschen. Ein bisschen Jägerlatein gehört dann selbstverständlich auch dazu.

 

Gesellschaftsanlässe
Gesellschaft – als Gemeinschaft Gleichgesinnter verstanden – umschliesst bei uns nicht nur die Jäger; auch die Familien gehören dazu. Ohne die Zusammengehörigkeit über Massen zu strapazieren, pflegen wir verschiedene Anlässe.

Mit Damen und Familien:
- Zehnergeburtstage von Jägern
- Waldweihnacht
- an einem Jagdtag im Oktober Ausflug der Jägerfrauen mit Mittagsessen
- Hubertusmesse etwa alle zwei Jahre

Jäger allein:
- Donnerstagsstamm mit und ohne Jass
- Neujahrsbegrüssung im Wald
- Hauptversammlung mit jagdlichem Aser als Schüsseltreiben
- Versammlungen mit gelegentlichem Schüsseltreiben

 

Öffentlichkeitsarbeit
Durch die heute praktizierten Lebensformen hat sich ein Grossteil der Bevölkerung vom natürlichen Umfeld entfernt. Wir leben in städtischen Verhältnissen und haben zur Natur oft nur noch über Freizeit und Sport eine konkrete Beziehung. Jagen, Fischen, Sammeln sind keine lebensnotwendigen Tätigkeiten mehr. Es scheint deshalb angezeigt, den Leuten Kenntnisse über Jagd und Natur zu vermitteln. Wir wollen aufzeigen, dass Jagen kaum nur als eine sportliche Tätigkeit verstanden werden darf. Die Jagd erfüllt eine vom Staat festgeschriebene Aufgabe und leistet so einen wichtigen Beitrag zum Erhalt einer gesunden Umwelt.

Die Gewerbeausstellung 2009 (G 09) bot uns Gelegenheit, mit einem ansprechenden Stand unsere Jagdgesellschaft, unser Revier und die Aufgaben der Jäger vorzustellen. Das Interesse der Bevölkerung war gross und das Echo positiv. Der Aufwand hat sich gelohnt.

Auch offeriert unsere Jagdgesellschaft jedes Jahr den Teilnehmern des Ferienpasses und den Gymnasiasten des Friedbergs einen „Tag bei den Jägern“. Dort wird praktisch vorgeführt und erarbeitet, was jagen bedeutet. Die Jugendlichen sind wissbegierig und dankbar für das Dargebotene.

Zusammen mit den Jagdhornbläsern „Hubertus“ und der Bevölkerung feiern wir in der Pauluskirche etwa jedes zweite Jahr eine Hubertusmesse. Die Feier wird rege besucht und findet guten Zuspruch. Im Anschluss offerieren wir allen Anwesenden einen Apéro und dabei präsentieren die Hubertusbläser mit einem Ständchen gelebte Jagdkultur. Dieser Anlass verschafft Gelegenheit für den Gedankenaustausch zwischen den Jägern und der Bevölkerung. Sie wird intensiv genutzt und mündet oft in guten Gesprächen.